In diesem Sommer hatte sich meine Mutter ein besonderes Fotografie-Projekt vorgenommen. Als begeisterte (Astro-)Fotografin war sie immer schon der Meinung gewesen, dass man sich erst als "Fotografin" bzw. "Fotograf" bezeichnen darf, wenn man auch selbst mal einen richtigen Analog-Film entwickelt hat. Also hat sie sich intensiv mit der Thematik beschäftigt und auch das notwendige Zubehör und die notwendigen Chemikalien besorgt. Ich interessiere mich auch für das Thema und habe daher gleich mit zugeschaut und gelernt. Unterstützung haben wir von meinem Vater bekommen, der schon viel Erfahrung mit der Fotoentwicklung hat und in seiner Firma auch Restaurationen oder Reparaturen von analogen Fotoapparaten anbietet.
An dieser Stelle möchte ich die wesentlichen Schritte zur Entwicklung eines Schwarz-Weiß-Films zusammenfassen. Das Endergebnis sind Schwarz-Weiß-Negative, die im einfachsten Fall mit einem Negativ-Scanner digitalisiert werden können. Alternativ können aus den Negativen auch in einem weiteren manuellen Verfahren Fotoabzüge entwickelt werden. Dazu werde ich evtl. noch einen weiteren Blog-Beitrag verfassen.
Ich werde die wesentlichen Schritte kurz und knapp schildern. Eine ausführlichere Anleitung mit Hinweisen, wie die Fotoergebnisse, z.B. hinsichtlich Schärfe und Kontrast, im Detail beeinflusst werden können, findet ihr im Blog von Thomas Raatz.
Vorbereitung: Die Chemikalien mischen
Die benötigten Chemikalien sind in der folgenden Abbildung zu sehen:
Ein Entwicklerkonzentrat (z.B. ADOX APH 09). Kurze Erklärung: Ein Film für die analoge Fotografie besteht im Wesentlichen aus einer Gelatineschicht, in die Silberhalogenide (Silberbromid, Silberchlorid und Silberjodid) eingebettet sind. Der Entwickler hat die Aufgabe, die Halogenide in reines Silber zu zerlegen. Dabei gilt: an den Stellen auf dem Film, die beim Fotografieren stärker belichtet wurden (also an den helleren Bildbereichen), entsteht mehr Silber. Das Silber erscheint schwarz, d.h. die hellen Bildbereiche erscheinen auf dem entwickelten Film dunkel. Deshalb wird der entwickelte Film auch als "Negativfilm" bezeichnet. Die Entwicklung eines Films muss in absoluter Dunkelheit stattfinden, da er nach dem Fotografieren immer noch lichtempfindlich ist.
Ein Fixiermittel (z.B. FIX Ag von AGFA). Kurze Erklärung: Das Fixiermittel hat die Aufgabe, das restliche Silberhalogenid vom Film zu entfernen. Anschließend ist der Film nicht mehr lichtempfindlich.
Ein Netzmittel (z.B. ADOX ADOSTAB) sorgt dafür, dass der Film schnell und fleckenfrei trocknet.
Die chemische Wirkungsweise von Entwickler und Fixierer hat Jürgen Schilling recht einfach und anschaulich auf seiner Webseite erklärt.
Die Chemikalien müssen nun im jeweils vorgeschriebenen Mischungsverhältnis mit Wasser bzw. (beim Netzmittel) mit destilliertem Wasser verdünnt werden. Es werden jeweils 500ml Entwickler-, Fixiermittel- und Netzmittelansatz benötigt (500ml ist die Menge, die in eine herkömmliche Entwicklerdose passt).
Dabei gilt folgende Regel: Wenn das Mischungsverhältnis eines Konzentrats 1:X beträgt, ergibt sich die Menge des benötigten Konzentrats aus 500 / (1+X).
Erklärung am Beispiel des Entwicklers (1:49):
Es gilt die Zielgleichung
Wasser + Konzentrat = 500.
Gleichzeitig gilt aufgrund des Mischungsverhältnisses:
Wasser = Konzentrat * 49.
Wir setzen die zweite Gleichung in die erste Gleichung ein und erhalten:
(Konzentrat * 49) + Konzentrat = 500, d.h.
Konzentrat * 50 = 500
In unserem Fall ergibt sich für die verwendeten Chemikalien:
Unser Filmentwickler erfordert ein Mischungsverhältnis von 1:49. Wir mischen also 10ml Konzentrat mit 490ml Wasser, um 500ml Entwicklungsansatz zu erhalten.
Unser Fixierer erfordert ein Mischungsverhältnis von 1:7. Wir mischen also 62,5ml Konzentrat mit 437,5ml Wasser, um 500ml Fixieransatz zu erhalten (wenn man es mit dem Abmessen nicht ganz so genau nimmt, können trotzdem brauchbare Ergebnisse entstehen 🙂 ).
Wir vermischen ca. 25ml Netzmittel mit ca. 475ml destilliertem Wasser, da hier ein Verhältnis von 1:20 angegeben wurde.
Durchführung: Den Film in der Dunkelkammer entwickeln
Die Temperatur der Chemikalien muss ca. 20 Grad betragen. Als erstes wird der Anfang des Films mit einer Schere abgeschnitten. Als nächstes muss der Film in absoluter Dunkelheit auf die Filmspule der Entwicklerdose aufgespult werden. Das wird sehr anschaulich in einem Youtube-Video gezeigt: http://www.youtube.com/embed/DJ2MA0L4KCo
In der Dunkelkammer wird dann der Entwickleransatz in die Entwicklerdose eingefüllt. Der Entwickler muss ca. 8 Minuten auf den Film einwirken. Dabei wird die Dose in regelmäßigen Abständen langsam hin und her gekippt. Nach Ablauf der Zeit muss die Entwicklerlösung mit Wasser aus der Dose herausgespült werden. Der Film darf dabei noch nicht ans Licht gelangen (also nur den kleinen roten, aber noch nicht den großen Deckel abnehmen).
Im zweiten Durchgang wird der Fixieransatz eingefüllt und in der Dunkelkammer ca. 4 Minuten lang unter regelmäßigem Schwenken einwirken gelassen. Anschließend ist der Film nicht mehr lichtempfindlich. Der große Deckel der Dose kann abgenommen werden. Der Fixierer kann zurück in die Flasche gegossen und beim nächsten Mal wiederverwendet werden. Der Film sollte nun noch mehrmals mit Wasser gespült werden.
Im letzten Durchgang wird der Film bei geöffnetem Deckel noch ca. 30 Sekunden in der Netzmittellösung gebadet.
Die hier beschriebenen Schritte werden auf der folgenden Webseite wesentlich detaillierter behandelt:
Abschluss: Den entwickelten Film trocknen und weiterverarbeiten
Der entwickelte Film wird nun in einem trockenen, möglichst staubfreien Raum zum Trocknen aufgehängt.
Meine Mama hat ihre selbst entwickelten Negative mit einem Dia- und Filmscanner digitalisiert und auf ihrer Webseite veröffentlicht. Die Ergebnisse könnt ihr hier bewundern:
Mein Fazit: Eigentlich war das Entwickeln des Films gar nicht so schwer und hat auch auf Anhieb gut geklappt. Vorher mussten wir natürlich etwas Zeit investieren, um uns mit den einzelnen Arbeitsschritten zu befassen und die richtigen Materialien auszuwählen und zu bestellen. Es hat sich aber gelohnt und wir kennen uns jetzt auf dem großen Gebiet der Fotografie noch ein wenig besser aus.
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